Rheinische Post: Kliniken mauern - Von ANTJE HÖNING
Düsseldorf (ots)
Bevor die Deutschen Babycreme kaufen, vergleichen sie gerne die Schadstoff-Belastung. Beim Kauf einer Waschmaschine lassen sie sich von Warentests leiten. Doch wenn sie sich um ihre Gesundheit kümmern, werden sie dumm gehalten. Viele Krankenhäuser wehren sich dagegen, Rechenschaft über ihre Arbeit abzulegen. Zwar müssen Kliniken seit 2005 Qualitätsberichte veröffentlichen. Doch oft finden sich hier neben wenig aussagekräftigen Zahlen wie die der Röntgengeräte nur flotte Werbesprüche. Dabei müssen die Kliniken durchaus der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung melden, bei wie vielen Operationen es zu Komplikationen kam. Nur darf diese die wertvollen Daten nicht veröffentlichen. Und nur selten kam es auch zu freiwilligen Aktionen wie in Hamburg, wo die Kliniken sogar Sterberaten nennen.
Daher ist es höchste Zeit, dass die Politik den Widerstand der Krankenhaus-Lobby bricht und sie zu mehr Transparenz zwingt. Das Argument, eine Uniklinik sei nicht mit einer Kurklinik vergleichbar, sticht dabei nicht. Für Statistiker ist es ein leichtes, Erfolgsquoten auch mit der Schwere der Fälle zu gewichten. Der in Sonntagsreden gern beschworene mündige Patient hat das Recht zu erfahren, wie gut die Klinik ist, in der er sich unters Messer legt.
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