Rheinische Post: Becks Bremsspur
Düsseldorf (ots)
Von Stefan Reker
Kurt Beck hätte besser einen Ausspruch Otto von Bismarcks beherzigt: "Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen", warnte der strategisch versierte Kanzler. Soll sagen: Wer sich vermeintlichen Stimmungstrends anpassen will, statt der eigenen Überzeugung zu folgen, wird am Ende scheitern. Dass der Parteichef sich jetzt von der Regierungspolitik der SPD bis 2005 distanziert, ist ein solcher Fehler. Er könne nicht stolz darauf sein, dass es lange keine Nettolohn- und Rentenerhöhungen gegeben habe, ließ Beck wissen. Damit will er wohl den SPD-Flügelstreit besänftigen, nachdem seine künftigen Stellvertreter Steinbrück und Steinmeier mit ihrem Bekenntnis zur Reformagenda 2010 heftigen Widerspruch der SPD-Linken ausgelöst haben. Doch mit solchen larmoyanten Sprüchen pflanzt Beck nur Gras für Lafontaines meckernde Linkspartei. Vizekanzler Müntefering zeigt ihm unterdessen, was politische Führung ist: Er pocht stolz darauf, dass es dank der unbequemen Reformen heute eine Million Arbeitslose weniger gebe. Beck betrachtet es als seine wichtigste Pflicht, die Partei irgendwie zusammenzuhalten. Doch das geht nicht um jeden Preis. Sonst endet er wie das Bonmot von Franz Josef Strauß: "Everybodys darling is everybodys Depp."
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