Rheinische Post: Lehrer-Pranger - Von REINHOLD MICHELS
Düsseldorf (ots)
Die Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln zur Lehrer-Beurteilung durch Schüler im Internet ist unbefriedigend, weil sie dem Schulfrieden nicht dient und die notwendige Autorität von Pädagogen untergraben kann. Was wurde Lehrern nicht schon alles zugemutet: Disziplinierungs-Möglichkeiten hat man ihnen weitgehend genommen, ein Ministerpräsident, der es 1998 ins Kanzleramt schaffte, hat sie grob beleidigt. Es gibt keine Berufsgruppe, der einerseits feierlich besondere Verantwortung für Jugend und Gesellschaft zugeteilt wird, andererseits oft der Boden unter den Füßen weggezogen wird, sobald sie festeren Halt verspürt.
Da der Kölner Spruch den Erlass einer Einstweiligen Verfügung betrifft, also keine Entscheidung in der Hauptsache ist, bleibt zu hoffen, dass Karlsruhe grundsätzlich klärt, wo die Meinungsfreiheit von Schülern aufhört und das Persönlichkeitsrecht der Lehrer anfängt. Auffallend ist, welch geringe Rolle in dem zu entscheidenden Fall der sonst so gehegte und gepflegte Begriff Datenschutz spielt. Zu Recht würde es sich ein Schüler verbitten, namentlich als lausig begabter Bengel von seinem Lehrer via Internet bloßgestellt zu werden. Was für Hänschen gilt, sollte man Hans nicht verwehren.
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