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Rheinische Post: Kommentar: WestLB: Es gab keine Alternative

Düsseldorf (ots)

Am Ende trägt bei der WestLB der Steuerzahler
das Risiko. Ist das in Ordnung, dass die Bürger dieses Landes im 
Zweifel dafür in die Bresche springen müssen, dass Bankmanager 
Geschäfte machen, deren Folgen sie nicht absehen können? Müssen wir 
den Kopf hinhalten, wenn hochbezahlte Führungskräfte 
Milliardenrisiken eingehen, weil sie kein krisensicheres Geschäft zu 
Wege bringen? Nein, sagt der gesunde Menschenverstand. Und jeder 
rigorose Marktwirtschaftler hätte die WestLB konsequenterweise dem 
Kollaps preisgegeben. Wer am Markt nicht funktioniert, der geht 
unter. Hätte man also die einst ruhmreiche Landesbank vor die Wand 
fahren lassen sollen? Nein. Die Wahrheit ist: Es gab keine 
Alternative zur Rettung der WestLB. Weder für die Landesregierung 
noch für die Sparkassen.
Als Miteigentümer der Bank kann Rüttgers nicht die fehlende soziale 
Verantwortung der Nokia-Manager in Bochum an den Pranger stellen und 
gleichzeitig dazu beitragen, dass fast 4000 Arbeitsplätze in 
Deutschland vernichtet werden. Die Öffentlichkeit hätte den 
Ministerpräsidenten für diese Politik mit zweierlei Maß gescholten. 
Die FDP als Koalitionspartner hätte gleich mit auf der Anklagebank 
gesessen. In Zeiten, in denen Umfragen die schwarz-gelbe Mehrheit in 
NRW schwinden sehen, ein gefährlicher Weg. Zumal eine WestLB-Pleite 
auch Landesvermögen vernichtet hätte. So bleibt die Hoffnung darauf, 
dass die Milliardengarantien nicht vollständig in Anspruch genommen 
werden.
Die Sparkassen im Rheinland und in Westfalen hatten ebenfalls jede 
Menge zu verlieren. Natürlich haben sie die Nase davon voll, seit 
Jahren immer wieder neue Löcher bei der WestLB zu stopfen. Natürlich 
sind manche Kassen leer, natürlich müssen sie jetzt wieder mit ihrem 
guten Namen für eine Bank herhalten, in der einige über Jahre nur ein
müdes Lächeln für die Sparkassen in der Provinz übrig hatten. Aber 
über die Klinge springen lassen konnten sie ihren Verbundpartner 
deswegen noch lange nicht. Zu groß ist der Wert, den der 
WestLB-Anteil in einigen Bilanzen hat, zu groß das Loch, das eine 
Pleite in diese Rechenwerke gerissen hätte.
Trotzdem haben alle gepokert, bis die Bank kurz vor dem Zusammenbruch
stand. Alle Treueschwüre für den Finanzplatz wirkten bis kurz vor 
Toresschluss wie Fensterreden. Jetzt kann die Bank immerhin 
unbelastet in die Fusionsverhandlungen mit der Helaba gehen, und sie 
muss keine Verschlechterung ihrer Kreditwürdigkeit fürchten.
Das sind kleine Fortschritte, keine großen Würfe. Den Wertzuwachs, 
den die Bank für den Kampf um den Finanzplatz NRW in den Gesprächen 
mit der Helaba braucht, muss sie sich noch hart verdienen. Alle 
Versprechungen und Kostensenkungen helfen nicht, wenn nicht endlich 
das Risikomanagement funktioniert. Dass man das nach jedem neuen 
Krisenfall einfordern muss, ist peinlich genug.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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