Rheinische Post: Come-Beck
Düsseldorf (ots)
Von Michael Bröcker
Totgesagte leben auch in der Politik länger. Mit ihrem einstimmigen Votum für eine abgespeckte Teil-Privatisierung der Deutschen Bahn haben die führenden SPD-Politiker auch die parteiinterne Gretchenfrage "Wie hältst du's mit Kurt Beck?" eindrucksvoll beantwortet. Der schon in den Seilen taumelnde Chef-Boxer der Sozialdemokratie ist wieder zurückgekehrt in die Mitte des Rings. Auch wenn Beck sein persönlich favorisiertes "Struktur-Modell" mit einem bei der Privatisierung gänzlich ausgegliederten Nahverkehr am Ende nicht durchsetzen konnte, fügte der angeschlagene SPD-Vorsitzende geschickt und in kürzester Zeit die enorme Meinungsbreite seiner Partei - von Privatisierungsgegner Hermann Scheer bis zu Pragmatiker Peer Steinbrück - in der Mitte zusammen. Ein echtes "Come-Beck". Wohl auch, weil die Union dem SPD-Vorsitzenden den Triumph gönnen und einer Einigung am Ende nicht im Weg stehen wird. Beck hat bei der Bahnreform das Gleis richtig gestellt. Zum besten Führer der SPD-Lok macht ihn das eineinhalb Jahre vor der Bundestagswahl nicht. Zu viele Wähler (und SPD-Mitglieder) werten den gestern gesagten Satz von Kurt Beck - "ich habe politisch noch viel vor" - noch immer als Drohung.
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