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Rheinische Post: Der Fall Siemens Kommentar VON THOMAS REISENER

Düsseldorf (ots)

Die Kleinen henkt man, die Großen lässt man
laufen. Bei Siemens stimmt dieses Vorurteil nicht. Mit seinem harten 
Vorgehen gegen fast die komplette ehemalige Vorstandsetage beweist 
der Konzern, wie ernst er es mit dem Neuanfang meint. Aber die 
demonstrative Härte, mit der jetzt gegen Ex-Siemens-Chef Heinrich von
Pierer und seine Vertrauten vorgegangen wird, hat auch etwas 
wohlfeiles. Natürlich war die systematische Bestechung von 
Entscheidern im Ausland, mit der Siemens sich lukrative Aufträge 
gesichert haben soll, verboten. Allerdings erst seit 1998. Bis dahin,
und auch das gehört zur Wahrheit, war die Bestechung von Amtsträgern 
im Ausland bei fast allen deutschen Großkonzernen gang und gäbe. 
Nicht nur das: Die Konzerne konnten ihre Bestechungsgelder sogar 
steuerlich absetzen. Auslandsbestechung wurde also bis vor gar nicht 
allzu langer Zeit sogar von Staats wegen gefördert. Gut, dass sich 
dies geändert hat. Gut auch, dass Siemens aufgeflogen ist, weil der 
Konzern das neue Recht um Jahre zu spät umgesetzt hat. Aber aller 
Wahrscheinlichkeit nach sitzen ein paar der Manager, die von Pierer 
da gerade öffentlich mit Steinen bewerfen, selbst im Glashaus.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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