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Rheinische Post: Die Türkei atmet auf Kommentar VON GODEHARD UHLEMANN

Düsseldorf (ots)

Vom Ende der türkischen Krise zu sprechen, ist
verfrüht. Zwar ist Ministerpräsident Tayyip Erdogan der Sieger des 
Tages, immerhin hat das Verfassungsgericht das Verbot seiner 
Regierungspartei AKP abgelehnt. Doch das Votum der Richter war knapp.
Eine Stimme über Wohl oder Wehe des Staates gab den Ausschlag: Das 
ist der Sieg einer Schlacht aber nicht die Entscheidung eines 
Krieges. Wer die Türkei aus ihrer inneren Zerrissenheit herausführen 
will, muss das tiefe Misstrauen zwischen den Kemalisten, die die 
verordnete Trennung von Staat und Religion von Republikgründer Kemal 
Atatürk hochhalten und den zunehmend religiös orientierten Kräften 
des Landes überwinden. Gelingt das nicht, wird die gefährliche 
Polarisierung weiter zunehmen. Vieles hängt davon ab, ob sich das 
Militär dem Richterspruch beugt und das Primat der Politik künftig 
vorbehaltlos anerkennt. Dass bedeutet ein anderes Rollenverständnis, 
verbunden mit einer gehörigen Portion Machtverlust. Dass das nicht 
alle hinnehmen werden, verdeutlichen Putschpläne, die in den letzten 
Wochen aufgedeckt wurden. Auch das wieder wachsende Terrorproblem 
zeigt, dass die türkische Innenpolitik noch längst nicht die Probleme
im Griff hat. Die Türkei ist noch nicht gerettet.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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