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Rheinische Post: Russland wird dämonisiert Kommentar VON SVEN GÖSMANN

Düsseldorf (ots)

Der deutsche Blick auf Russland ist ein
Tunnelblick: Er sieht nur die Rückentwicklung einer angeblichen 
Demokratie (unter Jelzin) zu einem autoritären Staat (unter Putin und
Medwedew). Es ist ein arroganter Blick, der zu vieles ausblendet. 
Zuerst einmal die innerrussische Situation: Wladimir Putin und sein 
Nachfolger als Staatspräsident, Dimitri Medwedew, müssen einen 
instabilen Vielvölkerstaat mit immensen sozialen Brüchen 
zusammenhalten. Die bürgerliche Mittelschicht, die ein demokratisches
Gemeinwesen tragen kann, wächst erst langsam heran. Dazu ist das 
russische Selbstbewusstsein durch den Verlust des Weltmachtstatus 
angegriffen. Das provozierende Verhalten der USA in Georgien und 
anderswo tut ein Übriges. Russland fühlt sich in die Enge getrieben, 
vor allem aber unverstanden. Deshalb handelt Bundeskanzlerin Angela 
Merkel ungeschickt, wenn sie dem zweifelhaften georgischen 
Präsidenten Saakaschwili, der den Krieg vom Zaum brach, die 
Nato-Mitgliedschaft in Aussicht stellt. Nur weil ihr Vorgänger sein 
Geld als Gasprom-Lobbyist verdient, muss Schröder nicht unrecht haben
mit seiner Warnung, Russland zu dämonisieren. Der Krieg war 
furchtbar, beide Seiten haben Gräueltaten begangen. Als Reaktion eine
der beiden Seiten zu ächten und die andere mit dem Nato-Beitritt zu 
belohnen, ist eine zu simple Strategie.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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