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Rheinische Post: Deutsche ernüchtert Kommentar Von Detlev Hüwel

Düsseldorf (ots)

Die Euphorie über die wiedererlangte deutsche
Einheit ist verflogen. Fast 20 Jahre nach dem Fall der Mauer äußern 
sich die Menschen hüben wie drüben eher ernüchtert. Hierzulande 
wächst die Unzufriedenheit über ein Finanzssystem, das noch auf Jahre
hinaus Milliarden Euro in den Osten leitet, während im Westen 
Schulgebäude verrotten und sich gebeutelte Kommunen immer weiter für 
die Osthilfe verschulden müssen. Hat nicht unlängst die aus der 
Uckermark stammende Kanzlerin eingeräumt, dass jetzt erst einmal der 
"Westen dran" sei? Aus ostdeutscher Sicht vollzog sich für viele die 
Wende zum Besseren nicht so schnell wie erhofft. Das mag so sein, 
doch dabei gerät leicht in Vergessenheit, dass es seit 1989 einen 
nicht in Geld aufzuwiegenden Wandel gibt: Die Menschen können dort 
lesen und sagen, was sie wollen, ohne Repressalien befürchten zu 
müssen. Und sie können reisen, wohin sie wollen  was viele auch tun. 
Beunruhigend ist, dass fast zwei Drittel in West wie in Ost meinen, 
in unserer Gesellschaft gehe es nicht gerecht zu. Das ist ein 
Nährboden für die trübe Agitation politischer Extremisten. Die Serie 
von Wahlen in diesem Jahr wird Aufschlüsse darüber geben, wie 
gefestigt unsere Gesellschaft wirklich ist.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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