Rheinische Post: Amerika klotzt
Düsseldorf (ots)
von Matthias Beermann
Es handelt sich um den Versuch eines Befreiungsschlags, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat: Bis zu eine Billion Dollar will die US-Regierung mobilisieren, um die heimische Bankenbranche endlich zu entgiften. Geplant ist eine gigantische Entziehungskur, der gezielte Aufkauf von derzeit unverkäuflichen Ramschpapieren, die die Bankbilanzen belasten und das US-Kreditwesen bereits an den Rand des Kollaps gebracht haben. Jeder weiß: Wenn der Dollar nicht bald wieder rollt, dann wird die bereits taumelnde US-Wirtschaft endgültig abschmieren. Und die Weltwirtschaft gleich mit. Die Frage, wie legitim es ist, mit Milliardensummen aus der Staatskasse eine ganze Branche mitsamt ihren bösen Buben zu sanieren, stellt sich in Washington schon gar nicht mehr. Jetzt geht es ums Ganze, und da heiligt der Zweck bekanntlich die Mittel. Das ist ziemlich amerikanisch. Aber wenn es am Ende funktioniert, fragt wahrscheinlich keiner mehr. Deswegen hat sich Barack Obama wohl dazu entschlossen zu klotzen, statt zu kleckern. Dabei spielt er mit ganz hohem Einsatz. Denn sollte dieser Rettungsplan versanden, wird es wohl keinen weiteren geben wegen absehbarer Aussichtslosigkeit. Hoffen wir, dass es dazu nicht kommt.
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