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Rheinische Post: Süchtig aus Angst

Düsseldorf (ots)

von Wolfram Goertz
Wenn einer ängstlich, unruhig oder schlaflos ist, helfen ihm 
Benzodiazepine wie Valium rasch auf die Rundum-sorglos-Wolke. Diese 
Tranquilizer machen die Krämpfe der Seele vergessen, doch den 
Konsumenten schnell abhängig; der Entzug kann eine mehrjährige Hölle 
sein. Deshalb werden diese verschreibungspflichtigen Betäubungsmittel
im Giftschrank jeder Apotheke aufbewahrt.
Doch in geringerer Dosierung werden sie, wie Hamburger Suchtforscher 
ungläubig errechnet haben, flächendeckend unbeanstandet bewilligt, 
oft über Monate, ohne Aufklärung und als unauffälliges Privatrezept. 
Leidet etwa ein ganzes Volk unter Epilepsie, der Ausnahme für 
lebenslange Verordnung?
Mancher Arzt greift leicht zum Psychorezeptblock, weil seine 
Patienten betteln. Weil er kaum Zeit oder Kompetenz hat, ihre Qualen 
zu ergründen. Weil uns Psychotherapeuten fehlen. Und weil Angst 
beinahe kollektiv umgeht. Sagt die massenhafte Abhängigkeit von 
Benzodiazepinen nicht viel über den Zustand einer Gesellschaft? 
Schlaflosigkeit ist offenbar chronisch im Land der Denker und 
Grübler.
Wir brauchen ein strengeres Register, wer was wie oft verschreibt. 
Zugleich brauchen wir mehr Professionalität im Kampf gegen die 
Krankheit Angst.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2304

Original content of: Rheinische Post, transmitted by news aktuell

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