Rheinische Post: Barack Obama in Buchenwald Kommentar Von Martin Bewerunge
Düsseldorf (ots)
Barack Obamas Besuch in Buchenwald war mehr als die persönliche Spurensuche eines Mannes in der Vergangenheit, dessen Großonkel dort einst mit anderen US-Soldaten das systematische Morden der Nazis beendete. Der Auftritt des amerikanischen Präsidenten in dem früheren Konzentrationslager richtet zugleich den Blick nach vorn. Er ist eine große Geste der Solidarität an Israel, das sich tags zuvor bei der Versöhnungsrede Obamas in Kairo an die arabische Welt wegen seiner Siedlungspolitik ungewohnt harsche Kritik aus dem Munde eines US-Präsidenten hatte gefallen lassen müssen. Zugleich ist Obamas Visite ein starkes Signal an die Feinde Israels wie den Iran, dessen Präsident Ahmadinedschad nicht müde wird, den Holocaust zu leugnen Buchenwald zeigt noch heute die grauenhafte Wahrheit. Die Reise des Präsidenten zeugt von sorgfältiger Balance. Sie führt vom Nahen Osten in die westliche Welt, eine Reise auch zwischen Gestern und Heute. Barack Obama, der erste US-Präsident mit schwarzen Wurzeln, mit islamischer Prägung, mit familiären Spuren im alten Europa, dieser Barack Obama bewegt sich elegant und glaubwürdig zugleich durch eine gespaltene Welt, deren Wunden er heilen will. Noch gibt es keine Antwort auf die Frage, wohin diese Reise führt. Wichtig ist nur, dass sie begonnen hat.
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