Rheinische Post: Das gefährliche Wort Krieg Kommentar Von Helmut Michelis
Düsseldorf (ots)
Zumindest kriegsähnlich sind die Vorgänge in Afghanistan. Warum zögern bislang die deutschen Politiker, diese veränderte Lage anzuerkennen? Dafür gibt es gute Gründe: Ein offizieller Kriegseinsatz wäre zum Beispiel weder durch das UN-Mandat noch durch das Grundgesetz gedeckt. Weshalb aber wird dann diese Debatte überhaupt ausgelöst? Weil die Einsatz-Gegner um die innenpollitische Sprengkraft wissen. Immerhin hat Gerhard Schröder mit dem Streit um die Beteiligung am Irak-Krieg eine Bundestagswahl drehen können. Die Taliban werden sich die Hände reiben. Ihr Plan, speziell Deutschland als Wackelkandidaten am Hindukusch ins Visier zu nehmen, geht bislang auf. Sogar erste Rufe nach einem Abzug werden laut. Spätestens hier wird jede Wahlkampftaktik brandgefährlich. Das Wort von Ex-Verteidigungsminister Peter Struck, wonach Deutschland am Hindukusch verteidigt wird, trifft zwar den Kern, wird aber von der Mehrheit der Bevölkerung nicht nachvollzogen. An diesem Punkt muss die Politik ansetzen und den Sinn des Einsatzes erklären: Die Bundeswehr und ihre Alliierten versuchen eine Region zu stabilisieren, von der große Gefahren für die westliche Welt ausgehen. Nicht länger dürfen deutsche Soldaten in der Heimat auf Desinteresse und Verständnislosigkeit stoßen, wenn sie ihr Leben in Afghanistan riskieren.
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