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Rheinische Post: Bomben in Kabul Kommentar Von Helmut Michelis

Düsseldorf (ots)

Ist Afghanistan außer Kontrolle geraten? Hat
der Westen den von ihm selbst propagierten "Kampf um Herzen und Hirne
der Afghanen" verloren? Die jüngste Meldung über den dreisten 
Anschlag in Kabul und eine Meinungsumfrage im Auftrag internationaler
Fernsehsender erwecken diesen Eindruck. Tatsächlich aber ist es eher 
trauriger Alltag, dass sich in dem großen Land, das niemals lückenlos
zu überwachen sein wird, irgendwo Selbstmordattentäter in die Luft 
sprengen oder eine Bombe am Straßenrand explodiert. Die Taliban, die 
sich gut auf Propaganda verstehen, profitieren im Vorfeld der Wahl 
vor allem von einer erhöhten weltweiten Aufmerksamkeit. Doch Grund 
zur Entwarnung gibt es leider nicht: Das Land bleibt instabil. Der 
Aufbau kommt nicht voran. Die künftige Regierung wird weiter von 
Korruption und Unfähigkeit durchzogen sein. So ist Afghanistan zwar 
nicht verloren, ein Sieg aber ebenfalls nicht in Sicht. Denn nicht 
nur für die Deutschen ist das ferne Land im doppelten Wortsinn ein 
lästiger Nebenkriegsschauplatz, den man gern schnellstens verlassen 
würde - wenn man wüsste, wie ein Abzug ohne Gesichtsverlust möglich 
wäre. Dieses Desinteresse lässt ein Scheitern am Hindukusch 
tatsächlich immer wahrscheinlicher werden.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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