All Stories
Follow
Subscribe to Rheinische Post

Rheinische Post

Rheinische Post: Kommentar: Größe in der Trauerarbeit

Düsseldorf (ots)

Seit dem Abschied von Bundeskanzler Konrad
Adenauer hatte es eine so große Anteilnahme am Tod eines Menschen in 
Deutschland nicht mehr gegeben. Und nicht nur die Lieder erinnerten 
an die Trauer um Lady Di vor zwölf Jahren. Robert Enkes Schicksal hat
das Land stillstehen lassen, obwohl er nicht zur allerersten Reihe 
des deutschen Fußballs gehörte. Oder vielleicht gerade deswegen? Enke
erschien den Fans nahe, weil er in seiner Menschlichkeit nicht 
entrückt und unerreichbar wirkte.
Vielleicht berührte sein Schicksal auch so sehr, weil sich viele ein 
kleines bisschen mitschuldig fühlten am frühen Tod dieses im 
Nachhinein undurchschaubaren Mannes. Weil sie selbst an Fälle 
erinnert wurden, in denen sie sich  ob im privaten oder beruflichen 
Bereich  über die Gebote der Menschlichkeit hinweggesetzt hatten. In 
denen sie in ihrem Streben nach Gewinn Druck ausübten ohne Rücksicht 
auf Geist und Seele des Gegenübers. Wie verquer wirkte da doch die 
Werbetafel gestern im Stadion. "Mehr Siege, mehr Tore, mehr Netto", 
war dort zu lesen.
Doch viele zeigten Größe in den vergangenen, für sie schweren Tagen. 
Allen voran Teresa Enke. Mit ihrer bewundernswerten Offenheit 
leistete sie den größten Beitrag dazu, die Krankheit Depression 
wenigstens für eine kurze Zeit aus der Tabuzone zu holen.Und der 
Deutsche Fußball-Bund, angeführt von seiner Nationalmannschaft und 
von Präsident Theo Zwanziger, bewies mit Taten und Worten, für welche
Werte er einsteht.
In der vergangenen Woche war es schwierig, das rechte Maß zu finden. 
Gerade weil die Trauer um Enke große, vielleicht sogar übergroße 
Anziehungskraft entwickelte, wie nicht nur an der Zahl der Gäste 
gestern im Stadion abzulesen war. Für den DFB bleibt es mit Blick auf
das Länderspiel am Mittwoch gegen die Elfenbeinküste heikel. Hilft es
bei der Trauerarbeit tatsächlich , wenn alle Spieler mit 
"Enke"-Schriftzug auf dem Rücken auflaufen? Der Grat zum 
unangemessenen Kitsch ist schmal.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

Original content of: Rheinische Post, transmitted by news aktuell

More stories: Rheinische Post
More stories: Rheinische Post
  • 15.11.2009 – 20:52

    Rheinische Post: Kommentar: Die SPD, die SPD, die hat immer recht

    Düsseldorf (ots) - Es gehört zu den großen journalistischen Gemeinheiten, die gleichzeitig Verdienst sind, was sich ein Fernsehsender in seiner Berichterstattung über die Wahl des neuen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel leistete: Die Fernsehmacher schnitten Bilder der letzten vier Vorsitzenden-Wahlen kommentarlos hintereinander: Rede, Jubel des Parteitags, Wahl, Jubel. Platzeck, Beck, Müntefering, jetzt Gabriel ...

  • 14.11.2009 – 00:00

    Rheinische Post: Justizministerin für Verlängerung der Wahlperiode auf fünf Jahre

    Düsseldorf (ots) - Der Bundestag sollte nach Ansicht von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nur noch alle fünf Jahre neu gewählt werden. "Eine längere Legislaturperiode verspräche mehr Kontinuität, größere Projekte ließen sich besser bewältigen", sagte die Ministerin der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post ...

  • 14.11.2009 – 00:00

    Rheinische Post: Kruzifix-Urteil: Bischof Mixa verlangt Widerstand

    Düsseldorf (ots) - Der Bischof von Augsburg, Walter Mixa, hat das Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte gegen Kruzifixe in staatlichen Schulen als "menschenrechtsverachtend" gebrandmarkt. Nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Samstagausgabe) forderte Mixa die Politik auf, dem Beispiel Italiens zu folgen und das Urteil "schlichtweg zu ignorieren". Wer wie der ...