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Rheinische Post: EU - provinziell

Düsseldorf (ots)

Kommentar von Anja Ingenrieth
Mehr Gesicht und Gewicht in der Welt: Dies sollte Europas neues 
Führungs-Duo der Gemeinschaft bringen. Mit Ratspräsident und 
Außenminister wollte die EU in eine neue Ära starten  und endlich 
jene politische Durchschlagskraft entfalten, die ihrer ökonomischen 
Macht entspricht. Diese historische Chance wurde verpasst.
Der Wirtschaftsriese lässt sich künftig von politischen 
Leichtgewichten vertreten. Der Grund dafür liegt in peinlicher 
Provinzialität: Europas Hauptstädte wollen schlichtweg keine Macht an
starke EU-Führungs-Figuren verlieren. Zudem sind Länder- und 
Parteien-Proporz für Personal-Entscheidungen in der Gemeinschaft 
immer noch wichtiger als Kompetenz.
Soviel Kleinkrämerei des Möchtegern-Global-Players dürfte bei den 
internationalen Partnern allenfalls Unverständnis auslösen. Die mit 
dem Reform-Vertrag runderneuerte Europäische Union wollte als starker
Tiger auf die Weltbühne springen. Jetzt landet sie als Bettvorleger  
verspielt ihre Chance auf mehr Gestaltungsmacht. Und das nur, weil 
Europas Akteure zwar groß reden, aber klein denken  und im Zweifel 
Partikularinteressen vor europäischen Gemeinsinn stellen.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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