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Rheinische Post: SS-Prozess als Signal

Düsseldorf (ots)

Kommentar von Matthias Beermann
Eines ist anders im Aachener Prozess gegen den ehemaligen SS-Mann 
Heinrich Boere als in anderen derartigen Gerichtsverfahren: Der 
Angeklagte hat die ihm zur Last gelegten Taten gestanden. Detailliert
schilderte der heute 88-Jährige, wie er 1944 an Haustüren klingelte, 
um holländische Zivilisten zu erschießen  im Auftrag seiner 
Vorgesetzten, die ihre niederträchtigen Geheimaufträge zum Mord als 
Vergeltungsmaßnahme deklarierten.
Boere beruft sich darauf, dass er damals keine andere Wahl hatte, 
dass er Gehorsam leisten musste. Wie seine individuelle Schuld zu 
bewerten ist, darüber muss jetzt das Gericht befinden. Die Bedeutung 
des Verfahrens liegt woanders. Die großen Verantwortlichen der 
zwischen 1933 und 1945 im deutschen Namen begangenen Verbrechen sind 
längst tot. Heute finden sich nur noch ihre Handlanger aus der 
zweiten oder dritten Reihe vor den Gerichten wieder, die Boeres oder 
Demjanjuks. Kleine Lichter, zwar, aber ohne sie wäre die Durchführung
der Nazi-Untaten nicht möglich gewesen. Die Menschen darüber zu 
informieren, darin liegt die eigenliche Aufgabe der Prozesse gegen 
die greisen Täter. Ob sie eine mögliche Strafe dann wirklich noch 
verbüßen müssen, ist dagegen zweitrangig.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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