Rheinische Post: Sieg für die Sektierer von Michael Bröcker
Düsseldorf (ots)
Es ist ein zweifelhafter Sieg, den Linken-Chef Oskar Lafontaine gestern mit Hilfe seines ergebenen Adjutanten Gregor Gysi und einiger West-Landesverbände errungen hat. Dass Lafontaines Sektierer-Truppe aus dem Westen den pragmatischen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch aus dem Weg geräumt hat, wirft die wenigen progressiven Kräfte auf Jahre zurück. Ob Bartsch nun hinter den Berichten über Lafontaines angebliche Affäre steckt oder nicht, ist sekundär. Mit dem erbittert geführten Streit zwischen West und Ost wird der Geburtsfehler der Linken offengelegt. Die Mauer zwischen West-Sektierern und Ost-Regierungswilligen ist so hoch wie nie. Dass sich nun ausgerechnet die sozialpopulistischen Fundamental-Renegaten aus dem Westen durchgesetzt haben, macht die Sache nur desaströser. Es könnte aber auch der letzte Sieg Lafontaines gewesen sein. Sein herrschaftliches Gehabe, sein egomaner Machtwille und sein Hass auf die früheren Genossen der SPD haben mit einer Partei, die sich die Solidarität auf die Fahnen geschrieben hat, so viel zu tun wie Karl Marx mit Ludwig Erhard. Oskar Lafontaine wird auch in der Linken schon lange nicht mehr geliebt. Er wird nur noch geduldet.
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