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Rheinische Post: Obamas Linie

Düsseldorf (ots)

von Frank Herrmann
Der Dalai Lama im Weißen Haus - eigentlich ist es eingespielte 
Routine. Der sanfte Geistliche, der den Freiheitswillen der Tibeter 
symbolisiert, war nicht zum ersten Mal in der amerikanischen 
Machtzentrale. Nicht zum ersten Mal kamen aus Peking Töne schärfsten 
Protests. Nicht zum ersten Mal dürfte sich die Aufregung bald wieder 
legen.
 Und doch war es diesmal mehr als ein Routinebesuch. Es war das 
Signal einer Wende. Ein Jahr lang hat Barack Obama sämtliche 
Konflikte im Verhältnis der USA zum aufstrebenden China unter den 
Teppich gekehrt. Nichts sollte Chinas Präsidenten Hu Jintao 
verstimmen, nicht einmal so selbstverständliche Gesten wie der rote 
Teppich für den Dalai Lama, dessen Einsatz für die Menschenrechte in 
Amerika seit jeher gefeiert wird. In Peking nahm man die diplomatisch
leisen Töne eher als Zeichen der Schwäche. Wo immer Obama im Stillen 
an Kompromissen feilte, fing er sich öffentliche Retourkutschen ein. 
Je charmanter er warb, desto härter geriet die Replik. Er korrigierte
einen Fehler, indem er nun den Dalai Lama empfing, zeigte auf, wo für
ihn die rote Linie verläuft. China hat getestet, wie weit es gehen 
kann bei dem noch neuen US-Präsidenten. Obama hat endlich eine 
souveräne Antwort gegeben.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2304

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