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Rheinische Post: Frust in Nahost Von Frank Herrmann

Düsseldorf (ots)

Es passiert nicht oft, dass Politiker auf
diplomatischer Mission Tacheles reden. US-Vizepräsident Joe Biden hat
es getan. Er hat Israels Entscheidung, im arabischen Ostteil 
Jerusalems 1600 neue Wohnungen für jüdische Siedler zu bauen, scharf 
verurteilt. Allein an seiner Wortwahl kann man ermessen, wie tief der
Frust im Weißen Haus sitzt.
 Zu den euphorischen Hoffnungen, die sich mit dem Amtsantritt Barack 
Obamas verbanden, gehörte auch jene auf Fortschritte im Nahen Osten. 
Dass seinen Worten keine Friedenstaten folgten, liegt jedoch nicht an
Obama. Es liegt an Benjamin Netanjahu und Mahmud Abbas, die sich in 
kleinlichen Streitereien verheddern, statt den Blick über den 
Tellerrand zu heben. Unter Bush senior, der 1991 die erste 
nahöstliche Friedenskonferenz zimmerte, hätte es kein israelischer 
Minister gewagt, die Amerikaner derart zu düpieren, wie es jetzt mit 
dem grünen Licht für das neue Bauvorhaben geschehen ist. Und dies 
ausgerechnet in dem Moment, da sich Israelis und Palästinenser 
endlich bereit gefunden haben, wieder miteinander zu reden, wenn auch
nur indirekt. Kein Wunder, dass Biden jede diplomatische Vorsicht 
vergaß. Vielleicht war es das rechte Wort zu rechten Zeit. Ein 
Gewitter reinigt bekanntlich die Luft.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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