Rheinische Post: Der Islam und die Aufklärung
Düsseldorf (ots)
Es ist nur konsequent, wenn der rheinische Präses und Ratschef der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, von den Muslimen hierzulande unter dem Motto "Gleiche Rechte, gleiche Pflichten" ein verstärktes Bekenntnis zur Integration fordert und ihnen zugleich das Nachdenken über eine eigene Religionskritik, ja eine islamische Aufklärung nahelegt. Denn Schneider weiß: Es kann eine Zumutung sein für den eigenen Glauben, in einer freiheitlichen Demokratie zu leben und an ihrem Gelingen mitzuarbeiten. Im Streit um Gentests an Embryonen etwa oder um die Frage, wann militärische Gewalt gerechtfertigt sein kann, gehen die Risse auch mitten durch die Kirchen. Wer in Politik und Gesellschaft Verantwortung trägt, hat stets die Gebote seines Glaubens mit den Erfordernissen der Realität abzugleichen. Das ist alltägliche, persönliche Religionskritik - und eine Errungenschaft der aufgeklärten Moderne. Dass sie wichtig ist und notwendig bleibt, gilt für die Muslime in Deutschland wie für alle anderen. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten. Nikolaus Schneider als linker, in der Gastarbeiter-Hochburg Duisburg aufgewachsener Kirchenmann ist ressentimentgetriebener Abschottung unverdächtig. Er scheint vielmehr dabei zu sein, das Profil der Evangelischen Kirche in Deutschland zu schärfen. Das ist eine gute Nachricht.
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