Rheinische Post: Mubaraks Chaos-Theorie Kommentar Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Drei Jahrzehnte lang hat Ägyptens Präsident Hosni Mubarak dem Rest der Welt seine wenig zimperliche Herrschaft über das Land der Pyramiden vor allem mit einer simplen Parole verkauft: Ich oder das Chaos. Von dieser Logik mag er auch jetzt nicht lassen. Die Bilder brennender Gebäude und geplünderter Geschäfte, die Nachricht von der Flucht Tausender Krimineller, das alles steht für die Auflösung der öffentlichen Ordnung, für nackte Anarchie. Die Hinweise verdichten sich, dass wenigstens ein Teil davon durch Handlanger des Regimes angezettelt wurde, um die Proteste gegen die Regierung zu diskreditieren und ein hartes Eingreifen zu rechtfertigen. Es wäre der letzte, der perverseste Akt des angezählten Präsidenten, das Land ins Unheil zu stürzen, um seine Macht noch einmal zu retten. Nun ruhen alle Hoffnungen - da muss man realistisch sein - auf einer Art Militärputsch. Sollten die Generäle Mubarak abservieren, kann ein Blutbad vielleicht verhindert werden. Freilich, was nach Mubarak käme, das steht in den Sternen. Bei freien Wahlen würden die Muslimbrüder wohl stärkste Kraft, ganz einfach, weil Mubarak alle anderen Oppositionsparteien ausgeschaltet hat. Für den Westen bedeutet das, dass er seine Nahost-Politik überdenken müsste. Aber so wie bisher wird es nach dem Aufstand der Ägypter ohnehin nicht weitergehen.
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