Rheinische Post: Mubaraks Erbe
Düsseldorf (ots)
Ägyptens Präsident Hosni Mubarak in einer deutschen Klinik? Warum nicht, wenn es seinem Land hilft. Und unter der Bedingung, dass gar nicht erst der Hauch eines Anscheins aufkommt, es handele sich dabei um politisches Asyl - sozusagen als ein letzter Freundschaftsdienst. Wenn Mubarak nach Deutschland kommen darf, dann nur, um in Ägypten den Weg frei zu machen für eine politische Neuordnung auf friedlichem Weg. Aber hüten wir uns vor Naivität. Westliche Politiker tun schon so, als sei alles geregelt: Mubarak übergibt die Macht seinem Vize Omar Suleiman und verlässt würdig die Bühne. Dann führen Vertreter des alten Regimes und der Opposition das Land Hand in Hand in eine strahlende demokratische Zukunft. Klappe, Happy End. Das verkennt die Lage. Das System Mubarak ist zwar angeschlagen, sein schweres Erbe aber noch lange nicht abgewickelt. Der Präsident gibt sich amtsmüde, ist aber noch im Amt. An der Staatsspitze hat bis auf weiteres dieselbe Clique wie bisher das Sagen. Wer mag glauben, dass diese Leute sich in einem Akt demokratischer Aufopferung selber entmachten? Wenn der Westen nicht achtgibt, wirft er sich nach dem Abgang von Mubarak gleich dem nächsten Despoten an die Brust.
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