Rheinische Post: Faire Chance für Kretschmann
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Reinhold Michels:
Der Landtagspräsident in Baden-Württemberg, Willi Stächele, hat richtig erkannt: Mit einem Regierungswechsel, wie ihn der Südwesten gestern erlebt hat, beginnt nicht der Untergang, aber auch nicht ein goldenes Zeitalter. Und - bei allem Staunen im historischen Moment des ersten Grünen-Länderchefs - bleibt ja wahr: Wer immer Bürgern das Paradies versprach, führte sie meist in die Hölle. Winfried Kretschmann, der neue Ministerpräsident von Baden-Württemberg, steht für die bürgerlichen Anker-Tugenden Maß und Mitte. Es war wohltuend, den am Dienstag 63-Jährigen am ersten Tag seiner Regierungszeit ohne Überdrehtheiten und "Ich-hol-euch-die-Sterne-vom-Himmel"-Attitüde zu erleben. Kretschmann ist ein besonnener, christlich geerdeter Politiker, der zu seiner Wahl nicht zufällig ein Extra-Lob vom Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und mutmaßlich sogar aus den Reihen der CDU-Opposition zwei Stimmen erhielt. Man muss für das ökonomisch urgesunde Baden-Württemberg hoffen, dass die neue Nummer eins sich wirtschaftspolitisch am Riemen reißt, die Schlüsselindustrien nicht gängelt und vor allem schul- und verkehrspolitische Hasardeure bei Grün-Rot bändigt. Man möchte nach Stuttgart rufen: Ökologen und Genossen, lasst die Tassen im Schrank.
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