Rheinische Post: Jugend ohne Chance
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Martin Kessler:
Lange Zeit galt Spanien als die Erfolgsstory in der Europäischen Union. Ein junger, pragmatischer Ministerpräsident, Investitionen aus dem Ausland und ein Bauboom, der die Erde vibrieren ließ, prägten das Land zwischen Pyrenäen und Gibraltar. Mit großen Schritten marschierte Spanien in die Mitte der EU, ließ gar Gründungsmitglied Italien zurück. Jetzt zeigt sich, dass der Erfolg auf Sand gebaut war. Die sozialistische Regierung hat zwar die Baulöwen gewähren lassen und Eindringlinge wie den deutschen Eon-Konzern von Zukäufen ferngehalten. Aber ausgerechnet die Linke vernachlässigte die Bildung, schützte die Beschäftigung in alten Industrien und schuf dadurch für die Jugend schier unüberwindliche Hindernisse, einen Job in oder außerhalb der etablierten Branchen zu finden. Die Jugendlichen und Studenten, von denen nur jeder Zweite eine Stelle findet, haben Recht, wenn sie dafür die Regierung zur Verantwortung ziehen. Sie haben allerdings Unrecht, wenn sie glauben, mehr Geld für neue Jobs würden die Lösung bringen. Spanien muss seinen starren Arbeitsmarkt liberalisieren, weiterhin sparen und die Ausgaben in Richtung Bildung umschichten. Sonst könnte die Revolte einmal in Gewalt umschlagen.
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