Rheinische Post: Explosives Belfast
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Ein Hagel von Steinen, Tränengas, ja selbst Schüsse - die Bilder von den schweren Krawallen aus Belfast verstören gerade deshalb, weil man sie eigentlich nicht mehr erwartet hatte. Die Zeit der blutigen Auseinandersetzungen zwischen nordirischen Katholiken und Protestanten schien doch endgültig vorbei, spätestens seit der 1998 feierlich besiegelten Versöhnung zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsparteien. Das Abkommen, das die Unruheprovinz Ulster endgültig befrieden sollte, beendete offiziell einen Konflikt, der über die Jahre 3500 Tote gefordert hatte. Die neuen Unruhen zeigen jedoch, dass es die alten Gräben immer noch gibt. Die Regierung in London muss sich jetzt fragen lassen, ob sie nicht hätte nachdrücklicher auf die Zerschlagung insbesondere der protestantischen Extremistengruppen drängen müssen. Während die politische Zusammenarbeit im Parlament von Belfast zwischen den einstigen Todfeinden jetzt gut funktioniert, säen die Radikalen draußen auf der Straße weiter Hass. Die Verantwortlichen müssen sich endlich der Erkenntnis stellen, dass dem proklamierten Frieden immer noch der nötige Rückhalt fehlt. Die Volksgruppen sind sich so fern wie eh und je. Wahre Aussöhnung sieht anders aus.
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