Rheinische Post: Eon und die billigen Ausreden
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Der Atomausstieg entzieht Deutschlands größtem Energiekonzern Eon die Geschäftsgrundlage. Das ist wohl wahr, doch ist dies nicht der einzige Grund für den angekündigten Kahlschlag beim Personal. Eon hat auch Probleme, im Markt für erneuerbare Energien Fuß zu fassen, zudem zahlt das Unternehmen zu viel für importiertes Erdgas. Der Verdacht liegt nahe, dass der Eon-Vorstand die Energiewende der Bundesregierung als Ausrede für eine umfassende Korrektur seiner Personalpolitik nutzt. Inhaltlich haben Spitzenpolitiker gleich welcher Couleur also Recht, wenn sie dem Konzern vorwerfen, den Abbau von bis zu 11 000 Stellen vor allem mit dem Atomausstieg zu begründen. Damit schiebt das Management die Schuld für die Stellenverluste in die Schuhe von Union und FDP. In Wahrheit hat es das Eon-Management versäumt, rechtzeitiger auf erneuerbare Energien zu setzen, die auch schon vor der plötzlichen Atomwende der Koalition wichtigste Größe im Energiekonzept der Regierung waren. Ein Geschmäckle hat umgekehrt auch der Versuch führender Koalitionspolitiker, den Zusammenhang der Eon-Probleme mit der Energiewende der Koalition zu leugnen oder zu verniedlichen. Der Auftritt von SPD-Chef Gabriel heute vor der Düsseldorfer Belegschaft ist überdies populistisch. Gabriel wird damit keine Stellen retten.
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