Rheinische Post: Billionen-Poker um den Euro
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Eine oder sogar zwei Billionen Euro wollen die europäischen Regierungen mittlerweile mobilisieren, um die gemeinsame Währung zu retten. Das ist atemberaubend, und der Bürger ahnt, dass dieses immer größer werdende Volumen allmählich den Rahmen des Verantwortbaren sprengt. Was fehlt in diesen Tagen, ist kompetente Aufklärung durch die Regierung. Schlimmer: Die Bundesregierung agiert demokratisch undiszipliniert, indem sie die Abgeordneten im Parlament bis zur letzten Minute über ihre Pläne im Unklaren lässt. Erklären lässt sich all dies nur noch damit, dass es in diesen Tagen tatsächlich ums Ganze geht. Es geht um die Frage, ob der Euro überleben wird - oder ob der Währungsraum zerbricht. In diesem Fall käme eine neue Weltwirtschaftskrise auf uns zu, mit allen dramatischen, für jeden existenziellen Folgen. Der Kredithebel, der die Wirkung des Rettungsschirms auf Billionenhöhe bringen soll, ist so etwas wie der vorläufig letzte Schuss im Kampf um den Euro. Da die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit großer Euro-Länder geradezu im Stundentakt herabstufen, muss der Rettungsschirm mit Hilfe dieses Hebels an Schutzkraft gewinnen. Für die Steuerzahler steigen damit die Ausfallrisiken, allerdings im beherrschbaren Umfang. Ein Zusammenbruch des Euro käme sie mit Sicherheit noch viel teurer.
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