Rheinische Post: Großer Wurf
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Fast zwei Jahre nach dem Ausbruch der Schuldenkrise wagen die Euro-Staaten endlich den großen Wurf zur Lösung. Sie zwingen Banken und Versicherungen zum Verzicht auf die Hälfte ihrer Forderungen gegenüber Griechenland, das damit erstmals wieder eine realistische Zukunftsperspektive gewinnt - sofern es diese Chance nutzt und beschlossene Reformen umsetzt. Sie sorgen zugleich dafür, dass der europäische Finanzsektor den Schuldenschnitt verkraftet, indem sie den Banken ultimativ mehr Eigenkapital vorschreiben. Und sie vervielfachen die Schlagkraft des Schutzschirms, um ihn notfalls auch über Italien spannen zu können. Ob die für die Steuerzahler äußerst riskante Operation gelingt, hängt nun einmal mehr von den Marktakteuren ab: Die Spannweite des Schirms wird nämlich nur dann wirklich auf die allseits für nötig gehaltene Summe von über einer Billion Euro "gehebelt", wenn private Investoren genügend Geld dazu tun, wenn ihr Appetit auf Anleihen bedrohter Länder zunimmt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, meint auch das applaudierende Börsenpublikum. Angela Merkel, deren Handschrift dieser Gipfel trägt, hat gestern viel dafür getan, vielleicht doch noch als Euro-Retterin in die Geschichte einzugehen.
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