Rheinische Post: Heimat zum Mitnehmen
Düsseldorf (ots)
Als Landesverkehrsminister hat man nicht allzu oft Gelegenheit zu glänzen. Um so unverständlicher ist es, dass Harry K. Voigtsberger nun eine Steilvorlage zum Sympathiepunkte-Sammeln ungenutzt lässt. Er stellt sich gegen die Wiedereinführung der alten Autokennzeichen, die drei von vier Betroffenen mit gutem Recht befürworten. Es geht um Identität. Autokennzeichen sind für die Menschen ein Stück Heimat zum Mitnehmen und zugleich Türöffner in der Fremde - denn sie bringen dort ins Gespräch. Genau das wünschen sich Pendler und Umzügler. Aus gutem Grund hat das Land Hessen seinen Bewohnern bereits vor zwei Jahren erlaubt, ihre Nummernschilder beim Umzug innerhalb der Landesgrenzen mitzunehmen. Es geht auch um Marketing. Autokennzeichen machen Reisende und ihre Region bekannt. Je exotischer das Kürzel, desto hartnäckiger die Neugierde auf eine Gemeinde, ihre Menschen, ihre Attraktionen. Auch deshalb dürfte Hessen ersten Städten gestattet haben, wieder alte Kennzeichen zu vergeben. Statt eine Bewegung zu unterstützen, die gute Argumente vorbringt und sich aller Voraussicht nach auch in Berlin durchsetzen wird, wiegelt Verkehrsminister Voigtsberger sie mit dem Totschlagargument des bürokratischen Mehraufwands ab. Bürgernahe Politik sieht anders aus.
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