Rheinische Post: Rösler weiter Chef auf Probe
Düsseldorf (ots)
Wenn jemand am Boden liegt wie die FDP, gebietet es der Anstand, gegen ihn nicht auch noch tätlich zu werden. Das Schmähen, Jagen und Erlegenwollen der nicht arg-, aber erschreckend wehrlosen, adoleszenten Parteiführung um Philipp Rösler sollte eingestellt werden. Deutschland und Europa haben gravierendere Sorgen als die, ob eine schuldhaft zu Fall gekommene FDP wieder auf die Beine gerät. Gestern hat sie dazu einen weiteren Versuch unternommen. Man sollte ihn mit Interesse und Respekt begleiten. Das ist man einer Partei, die einst staatstragende Funktion besaß und große Persönlichkeiten in ihren Reihen hatte, schuldig. Die Liberalen haben über ihrem durch den Mitgliederentscheid natürlich nicht dauerhaft gestärkten Vorsitzenden einen Rettungsschirm gespannt. Der arme Philipp Rösler, der auch als Bundesminister für Wirtschaft nicht Tritt fasst, kann sich unter dem Mitgliederschirm vorerst im Trockenen bewegen, aber er bleibt ein Parteichef auf Probe. CDU und CSU, die im Bund und in einigen Ländern die FDP an ihrer Seite haben, müssen aufpassen, dass die Wähler sie nicht in schwarz-gelbe Sippenhaft nehmen. In Erinnerung ist ein legendärer Versprecher des Kanzlers Kohl aus Bonner Zeit: Union und FDP würden "pfleglich miteinander untergehen". So viel Partnerschaft muss nicht sein.
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