Rheinische Post: Zeitbombe Kosovo
Düsseldorf (ots)
Ein Referendum in den serbisch besiedelten Gebieten des Kosovo, dessen Ergebnis schon vor der Auszählung feststeht: Natürlich werden die Kosovo-Serben mit haushoher Mehrheit dafür stimmen, dass sich die albanisch dominierte Regierung in Pristina gefälligst nicht in ihre Angelegenheiten einmischen soll. Rechtlich ist das Votum nicht verbindlich, aber es zeigt die politische Sprengkraft des nach wie vor ungelösten Konflikts der serbischen Minderheit. Es macht die Sache nicht leichter, dass es auch im Mutterland Serbien immer noch viele gibt, die den verlorenen Provinzen nachtrauern und weiter hoffen, man könne das Rad der Geschichte zurückdrehen. Mal ist es eine Volksabstimmung, mal sind es brennende Barrikaden oder Angriffe auf die Nato-Schutztruppe Kfor, in der auch Bundeswehrsoldaten ihren Dienst tun, die uns in Erinnerung rufen, dass auf dem Balkan eine Zeitbombe tickt. Man kann darüber streiten, ob der Kosovo ein lebensfähiger Staat ist. Aber er existiert nun einmal, und seine territoriale Integrität ist nicht mehr verhandelbar. Die serbische Minderheit im Kosovo hat ein Anrecht auf kulturelle Autonomie. Wenn sie mit stillschweigender Billigung aus Belgrad weiter den Staat ablehnt, in der sie lebt, wird das in Gewalt münden.
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