Rheinische Post: Frankreich Überraschungen
Düsseldorf (ots)
Kommentar von Sylvie Stephan
Die große Überraschung, die Nicolas Sarkozy immer wieder beschworen hatte und an die er bis zuletzt glauben wollte, ist ausgeblieben. Der konservative Amtsinhaber hat sich im ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahl eine deftige Ohrfeige eingefangen und liegt eindeutig hinter dem Sozialisten François Hollande. Zwar ist das Rennen noch nicht gelaufen, in der zweiten Runde werden die Karten komplett neu gemischt. Aber der Sozialist geht als klarer Favorit in die Stichwahl, seine Platzierung verschafft dem Sozialisten einen deutlichen Vorteil für die Endrunde. Zumal er aus dem Reservoir der übrigen linken Parteien und der Grünen fischen kann, während Sarkozys Potenzial wesentlich beschränkter scheint: Bei weitem nicht alle Wähler der drittplatzierten Front-National-Chefin Marine Le Pen wollen bei der Stichwahl für den unbeliebten Amtsinhaber stimmen. Damit wird der Urnengang in zwei Wochen wohl zu jener Anti-Sarkozy-Abstimmung werden, die sich Hollande von Anfang erhofft hatte. Diese Anti-Stimmung zeigt sich auch im unerwartet guten Abschneiden der Rechtsextremen Le Pen. Sie hat das bisher beste Ergebnis für die Nationale Front eingefahren. Dies ist die eigentliche Überraschung dieser Wahl - keine gute und eine andere, als jene, die Sarkozy für gestern versprochen hatte.
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