Rheinische Post: Druck auf Ukraine Kommentar Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Es gibt keinen begründeten Zweifel daran, dass in der Ukraine Menschen- und Bürgerrechte verletzt werden und dass Präsident Janukowitsch die Justiz instrumentalisiert, um sich an politischen Gegnern zu rächen. Julia Timoschenko, deren Schicksal in ihrer Heimat weit weniger Menschen bewegt als hier bei uns im Westen, ist nur eines von zahlreichen Opfern politischer Willkür in ihrer Heimat. Deswegen ist es richtig, dass deutsche Politiker dem Regime in Kiew jetzt deutlich signalisieren, dass auch eine Fußball-EM kein Grund ist, davor einfach die Augen zu verschließen. Mit Boykott-Aufrufen allein ist es jedoch nicht getan - sie könnten die Ukraine am Ende in eine falsche Richtung treiben. Richtung Osten. Es ist kein Geheimnis, dass Russland das strategisch wichtige Land wieder fester an sich ketten will. Moskau versucht den Fall Timoschenko offensichtlich zu nutzen, um das Land weiter zu isolieren - genauer gesagt: vom Westen zu entfremden. Mit der Clique um Janukowitsch braucht man nicht zu sympathisieren, aber es wäre ein schwerer Fehler, ihn zu stark in die Enge zu treiben. Es würde nichts erreicht für Julia Timoschenko. Und es drohte den Europäern sogar eine Blamage. Denn wer rechnet schon ernsthaft mit einer Absage der EM?
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