Rheinische Post: NRW-CDU braucht Ruhe Kommentar Von Detlev Hüwel
Düsseldorf (ots)
Norbert Röttgen mag es aus seiner Sicht als höchst ungerecht empfinden, dass die Kanzlerin ihn vergangene Woche so plötzlich hat fallenlassen. Rückgängig zu machen ist diese harte Entscheidung jedoch nicht - morgen bekommt er die Entlassungsurkunde. Deshalb sollte Röttgen jetzt mannhaft nach vorne schauen und alles dafür tun, dass Schaden von der Partei abgewendet wird. Noch ist er der Vorsitzende des bundesweit größten CDU-Landesverbandes, den die historisch schwerste Niederlage bis ins Mark getroffen hat. Der frühere CDU-Ministerpräsident Franz Meyers hatte seiner Partei 1966 nach dem Machtverlust in Düsseldorf "30 Jahre Schweden" prophezeit. Gemeint war eine sozialdemokratische Vorherrschaft. Meyers hat sich geirrt: Es sollten 39 Jahre werden. Wie lange die NRW-CDU diesmal brauchen wird, um sich als glaubhafte Alternative zur Landesregierung aufzubauen, mag dahingestellt bleiben. Fest steht: Sie muss sofort mit der Arbeit beginnen - personell und inhaltlich. Dazu braucht sie Ruhe. Eines kann sie auf keinen Fall gebrauchen: dass jetzt schmutzige Wäsche gewaschen wird. Röttgen muss sich daher sorgsam überlegen, ob er Merkel frontal angreift. Was aus ihm politisch wird, steht auf einem anderen Blatt. Sein Ehrgeiz dürfte für einen neuen Anlauf auch später noch mehr als ausreichend sein.
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