Rheinische Post: Merkel allein in EU = Von Antje Höning
Düsseldorf (ots)
Wenn der Kanzlerin nicht noch ein Wunder gelingt, läuft bei der Euro-Rettungspolitik alles anders, als es für Deutschland und Europa dauerhaft gut ist: Der Austritt Griechenlands aus dem Euro rückt ebenso näher wie eine Vergemeinschaftung der Schulden in der Währungsunion. Die Kanzlerin ist aus gutem Grund dagegen. Doch der EU-Gipfel hat gezeigt, wie einsam es um sie geworden ist. Statt eines gefügigen Sarkozy an ihrer Seite hat sie einen wahlkämpfenden Hollande als Gegenüber. Anstatt mit Deutschland für solide Haushalte zu kämpfen, kämpft Frankreich nun mit den Südländern für neue Schulden, für die alle Euro-Staaten gemeinsam haften. Damit Merkel ihr Gesicht nicht verliert, werden diese Kredite gewiss nicht Eurobonds heißen. Doch auch unter dem Namen Projektbonds bleiben sie, was sie sind: Doping für Schuldenstaaten. Aus gutem Grund war die Kanzlerin lange auch gegen einen Ausstieg Griechenlands. Doch der Starrsinn der Griechen (Euro ja, Sparen nein) lässt den internationalen Helfern bald keine andere Wahl, als den Geldhahn zuzudrehen, was Athens Staatsbankrott und Austritt nach sich zieht. Die Gefahr bleibt, dass dies eine Krise wie nach der Pleite der Lehman-Bank oder eine Kettenreaktion im Euroraum auslöst.
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