Rheinische Post: Putins Justiz = Von KLAUS PETER KÜHN
Düsseldorf (ots)
Wladimir Putin ist verunsichert. Anders lässt es sich nicht erklären, dass er gegen eine freche Band, die ihn aus dem Kreml vertreiben will, schwerstes juristisches Geschütz auffahren lässt. Der russische Präsident hat für seine dritte Amtszeit offenbar mit weniger Widerstand gerechnet. Doch die Zeiten sind vorbei, in denen ihn seine Landsleute dafür feiern, dass er ihrem Nationalstolz Nahrung gibt. Russland hat sich weiterentwickelt, die wachsende Mittelschicht will sich nicht länger mit einer Statistenrolle in einer "gelenkten Demokratie" zufriedengeben. Sie geht auf die Straße. Und Punk-Rockerinnen wie Pussy Riot prangern die unheilige Allianz mit der Macht an, zu der die russisch-orthodoxe Kirche seit jeher neigt. Die Musikerinnen zeigten dabei keinen Respekt für religiöse Gefühle - aber wer soll glauben, dass ihnen deshalb der Prozess gemacht wird? Die drohenden Strafen sind absurd hoch. Sie sollen Nachahmer abschrecken. Abschrecken sollen auch die immens gesteigerten Geldstrafen für die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen. Die Protestmärsche gegen Manipulationen bei der Parlamentswahl 2011 und gegen seine erneute Kandidatur haben bei Putin offenbar tiefe Spuren hinterlassen.
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