Rheinische Post: Die Euro-Krise hilft Merkel Kommentar Von Michael Bröcker
Düsseldorf (ots)
Wenn es um die Wiederwahl 2013 geht, muss Angela Merkel froh sein, dass es die Euro-Krise gibt. Die Rolle der Euro-Retterin steht der Kanzlerin. Die Regierungschefin, die im Ausland auf Reformen drängt und im Inland die Kasse möglichst geschlossen hält, kommt an. Mag Merkels Politik im angelsächsischen Raum kritisiert werden, zu Hause wird sie gelobt. Zumal sie ein schlüssiges Konzept vorweisen kann. So wie einst Gerhard Schröder das Sozialsystem reformierte, will Merkel Europa reformieren. Fördern und Fordern. Nüchtern geht Merkel dabei vor, das muss nicht schlecht sein. War Helmut Kohl ein Herzenseuropäer, ist Merkel Vernunfteuropäerin. Letzteres dürfte für die Mehrheit der Deutschen gelten. Die Bilanz von Schwarz-Gelb in der Innenpolitik ist indes kontur- und ideenlos. Union und FDP haben es versäumt, eine behutsame Reformkoalition zu sein, die Sozialsysteme demografiefester, Steuersysteme gerechter und die Gesellschaft für Bildungsverlierer und Zuwanderer durchlässiger macht. Aus der Koalitionskrise wird nur Merkel gestärkt hervorgehen - und sich einen neuen Machtpartner suchen. Die SPD wird bereitstehen, die staatsbürgerliche Pflicht ist Teil der DNA der Genossen. Kein Wunder also, dass Merkel so gelassen wirkt. Eine Kanzlerinnendämmerung ist am Horizont nicht zu sehen.
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