Rheinische Post: Benedikts Abschied = Von Reinhold Michels
Düsseldorf (ots)
Auf dem Sarkophag Hadrians VI. in Santa Maria dell'Anima, der Kirche der Deutschen in Rom, steht in Lateinisch geschrieben: "Ach, wie viel hängt davon ab, in welche Zeit auch des besten Mannes Wirken fällt." Benedikt XVI., ein Papst in ringsum aufgewühlter See, ist als Theologe und Denker einer der besten Köpfe, die unser Land hervorgebracht hat. Wir werden ihn heute aus den Augen verlieren, aber hoffentlich nicht aus der Erinnerung tilgen. Bei der Abschieds-Audienz schien noch einmal auf, was diesen Petrus-Nachfolger auszeichnet: unerschütterlicher Gottesglaube, Bescheidenheit, feiner Stil. Wenn es der Abgang ist, der die Übung krönt, hat Benedikt, der seine Schwächen am besten kennt, zum Schluss alles richtig gemacht. Die Sympathie, die ihm gestern in Rom entgegenschlug, wirkte ungekünstelt. Das Unkraut, das in der Weltkirche zwischen dem Weizen wuchert, konnte er nicht tilgen. Der Wille war da, aber es fehlte die Kraft. Benedikts Bedeutung als Kirchenlehrer der Neuzeit wird weltweit auch von Nicht-Katholiken anerkannt. Wann werden deutsche Kritiker sich dessen bewusst?
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