Rheinische Post: Amerika blamiert sich = Von Frank Herrmann
Düsseldorf (ots)
Das Szenario sollte abschrecken, wie ein Damoklesschwert über den amerikanischen Kontrahenten hängen. Die Aussicht auf Budgetkürzungen nach dem Rasenmäherprinzip sollte Demokraten und Republikaner zwingen, Mittelwege zu finden. Vernunftbegabte Politiker würden es nicht zur Unvernunft kommen lassen, so das Kalkül. Doch ideologische Härte siegte über pragmatisches Augenmaß. Einmal mehr hat sich Washingtons Politikbetrieb bis auf die Knochen blamiert. Wie nur soll die reformbedürftige Weltmacht den Reformstau auflösen, wenn sie von einer hausgemachten Krise in die nächste stolpert? Welche Vorbildwirkung kann eine Demokratie entfalten, deren Institutionen sich permanent am Rande der Handlungsunfähigkeit dahinhangeln? Der normale Amerikaner hat längst abgeschaltet. Für ihn liegt Washington schlicht auf einem anderen Stern, bevölkert von profilierungssüchtigen Besserwissern, die sogar den anspringenden Wirtschaftsmotor abwürgen, um als aufrechte Recken dazustehen. Kein Wunder, dass das Dauertheater zum Politikverdruss führt.
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