Rheinische Post: Das Los mit dem OLG = Von Reinhold Michels
Düsseldorf (ots)
Es bleibt unbegreiflich, wie sich der 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München bei der Vorbereitung des Verfahrens gegen mutmaßliche Rechtsterroristen zum - rheinisch ausgedrückt - Hänneschen machen ließ. Die prozessleitenden Entscheidungen des Senatsvorsitzenden vor Beginn der Hauptverhandlung unter anderem gegen die des zehnfachen Mordes angeklagte Beate Tschäpe stehen in herbem Kontrast zu der juristischen Brillanz, welche Richter Götzl nachgesagt wird. Das Losverfahren mit einer differenzierten Platz-Kontingentierung im Gerichtssaal für in- und ausländische Medien hätte man früher haben können; ebenso die Möglichkeit, dass Journalisten, die keinen Platz erhalten, eventuell nachrücken. In erzwungener Einsicht lässt der Senat zu, was er tagelang als Zumutung verworfen hatte. Eine Mischung aus kindischem Trotz und "Mir san mir"-Hochmut endet in der Lostrommel, in die ein Notar langt. Ende gut, alles gut? Im Prinzip ja, wenn ab 6. Mai das hohe Gericht mit der hohen Meinung von sich selbst auch die hohe Kunst der Prozessführung beherrscht.
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