Rheinische Post: Politischer Mindestlohn = Von Michael Bröcker
Düsseldorf (ots)
Es gibt Löhne, nicht selten von Gewerkschaften und Arbeitnehmern festgeschrieben, die sind menschenunwürdig. Deshalb sind sittenwidrige Löhne verboten. Gut so. Nun geht es Union und offenbar auch der FDP darum, jene Regionen der löchrigen Tariflandschaft mit Lohnuntergrenzen abzusichern, in denen Arbeitgeber die Schwäche der Gewerkschaften ausnutzen und Löhne zahlen, die an der Grenze zur Sittenwidrigkeit liegen. Auch das ist gut so. Warum muss es aber gleich ein politisch festgelegter, einheitlicher Lohn für alle Branchen sein? Für das Friseurhandwerk so hoch wie für den Stahlkocher und die Sprechstundenhilfe. Warum darf Produktivität und Marktlage bei der Entlohnung keine Rolle spielen? Der Niedriglohnsektor ist kein starrer Block, sondern ein heterogenes Gebilde. Auch das Dilemma des Mindestlohns bleibt ja: Ist er zu niedrig, wirkt er nicht. Ist er zu hoch, versperrt er den Schwächsten, den Geringqualifizierten, den Weg in Arbeit. Und das ein politisch diktierter Mindestlohn, zumal in Wahlkampfzeiten, tendenziell zu hoch sein dürfte, ist keine gewagte These.
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