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Rheinische Post: Der Bürger-König eint die Niederlande

Düsseldorf (ots)

Anders als die Windsors sind die niederländischen Könige und Königinnen des Hauses Oranien-Nassau kein Teil der Unterhaltungsindustrie. Das Königshaus ist heute - im Gegensatz zur Stimmung bei der Krönung von Beatrix im Jahr 1980 - für viele Niederländer wieder ein Symbol der nationalen Identität, das sie in krisenhafter Zeit verbindet. Das Königshaus der Oranier gehört zu den Niederlanden wie Rembrandt und die Frikandel spezial. Dennoch muss König Willem-Alexander den Beweis erbringen, dass die niederländische Monarchie eine treibende Kraft in der demokratischen Gesellschaft sein kann. Dass viele Niederländer ihm das zutrauen, liegt nicht zuletzt daran, dass sie am Leben der Oranier Anteil nehmen wie am Schicksal einer befreundeten Familie. Die Niederländer erlebten Willem-Alexander zu seinen Studienzeiten als trinkfestes Feierbiest, dem sie den Spottnamen "Prins Pilsje" verpassten. Sie honorierten aber auch, wie aus ihm ein ernsthafter und kluger Thronfolger wurde. Dabei kam Willem-Alexander zugute, dass die niederländische Verfassung zwischen der königlichen Familie und dem eigentlichen Königshaus deutlich unterscheidet. Dem höheren Anspruch an das Königshaus genügt Willem-Alexander, der einen deutlich lockereren und offeneren Umgang als seine stets machtbewusste Mutter Beatrix pflegt, nicht zuletzt dadurch, dass er sich sensibel gegenüber der Stimmung im Volk zeigt. Und das Volk demonstrierte seinem neuen König schon in der Vergangenheit, dass es kein Jet-Set-Königtum ertragen und finanzieren will. Eine Luxus-Ferienvilla in Mosambik verkaufte das neue Königspaar, weil dieser Lebensstil im Volk nicht gut ankam. Und bei aller begeisterten "Maximania" würden die Niederländer ihrer Königin nicht durchgehen lassen, wenn sie zum Shopping nach Mailand flöge. Als König der Niederlande ist Willem-Alexander das Staatsoberhaupt einer konstitutionellen Monarchie, die demokratisch-parlamentarisch regiert wird. Der König ist Verfassungsorgan, Politiker und Vorbild. Als Bürger-König muss Willem-Alexander jedoch nicht Mitglied der Regierung bleiben, um seinem Volk vielleicht sogar nützlicher zu sein, als manches gewählte Staatsoberhaupt der Nachbarländer dies in den vergangenen Jahren war. Ein König, der eint, kann eine Demokratie sogar fördern. In diesem Sinne muss Willem-Alexander seine Interpretation des Anspruchs finden, mit dem seine Mutter Beatrix 1980 den Thron bestieg: "Nicht Macht, persönlicher Wille oder Anspruch oder ererbte Autorität, sondern alleine der Wille, der Gemeinschaft zu dienen, kann der Monarchie heutzutage einen Inhalt geben."

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