Rheinische Post: Tempo-Beschränkung mit Augenmaß = Von Martin Kessler
Düsseldorf (ots)
Es gehört in Deutschland offenbar zu den ultimativen nationalen Freiheitsrechten, dass Autofahrer auf Autobahnen grundsätzlich so schnell fahren dürfen, wie sie wollen. Wer das in Frage stellt, erntet absehbar einen Sturm der Entrüstung. Diesmal ist es SPD-Chef Sigmar Gabriel passiert. Sogar aus den eigenen Reihen bekommt er heftig Gegenwind. Sein Kanzlerkandidat Steinbrück weist ihn öffentlich zurecht. Die Hakeleien zwischen den beiden SPD-Schwergewichten ist eine Sache, der vernünftige Umgang mit Geschwindigkeitsbegrenzungen eine andere. Betrachtet man die Sache nüchtern, sind Tempolimits auf Teilstrecken besonders befahrener Autobahnen oder in der Nähe von Knotenpunkten angebracht. Eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen bringt nicht per se einen Zuwachs an Sicherheit. Die Entschärfung von Gefahrenstellen hat sich bewährt, die Zahl der Toten und Verletzten auf Autobahnen sinkt ständig. Ein Tempolimit von 120 Kilometern ist zwar keine fundamentale Freiheitsbeschränkung. Aber warum soll man schnelles Fahren verbieten, wenn der Fahrer sein Tempo verantwortlich dem Verkehrsaufkommen anpasst? Das hat etwas Puritanisches.
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