Rheinische Post: Versöhnung geht anders = Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
In Ägypten soll eine Übergangsregierung gebildet werden, was schon delikat genug ist. Die Muslimbrüder weigern sich bisher, den Sturz "ihres" Präsidenten Mohammed Mursi indirekt zu sanktionieren, indem sie das Angebot zur Mitarbeit annehmen. Und ausgerechnet in dieser Situation lassen die Militärs die führenden Köpfe der Islamisten zur Fahndung ausschreiben. Sie sollen die jüngsten Zusammenstöße zwischen Mursi-Anhängern und Soldaten ausgelöst haben, die zu 50 Toten führten. Selbst wenn das wahr sein sollte, sind die Haftbefehle entweder eine gewaltige politische Dummheit oder aber - schlimmer noch - eine bewusste Provokation. Die Armee hatte den Sturz von Mursi mit der sich zuspitzenden Konfrontation zwischen dessen Anhängern und Gegnern begründet. Der Putsch sollte den Weg für einen politischen Neuanfang freimachen, die Rede war von Versöhnung. Den schönen Worten folgten jedoch Taten, die eher auf politische Verfolgung, denn auf Versöhnung schließen lassen. Man muss die Islamisten nicht mögen; sie aber bewusst auszugrenzen, legt Feuer an die Lunte.
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