Rheinische Post: Erdogan polarisiert = Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Es ist keine Frage, Recep Tayyip Erdogan hat sehr viel getan für sein Land, die Türkei. Doch nun brennt es dort gleich an mehreren Stellen. Die Proteste gegen seinen autoritären Führungsstil flammen wieder auf, der gerade erst beruhigte Kurdenkonflikt droht sich erneut zuzuspitzen, und nun beginnt auch noch die seit Jahren mit Boom-Zahlen glänzende türkische Wirtschaft zu schwächeln. Doch der Premier scheint unfähig, angemessen und entschlossen zu reagieren. Erdogan zeigt sich weiter intolerant gegenüber Andersdenkenden, er sieht sie offenbar als Feinde, die er besiegen muss, und nicht als Gegner, die man überzeugen kann. Wo er als großzügiger Versöhner auftreten müsste, wirkt er als rachsüchtiger Polarisierer. Anlass, seinen Kurs zu ändern, sieht er nicht, versprechen die Umfragen seiner AKP-Partei doch weiterhin eine Mehrheit. Erdogan versteht Demokratie offenbar als Herrschaft der Mehrheit über die Minderheiten. Die haben gefälligst zu kuschen. Doch dieses Konzept trägt nicht für eine moderne, pluralistische Gesellschaft, als die sich die Türkei dem Westen so gerne präsentiert.
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