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Rheinische Post: Was der Fall Gurlitt lehrt Kommentar Von Bertram Müller

Düsseldorf (ots)

Beim Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit unseres Landes neigen Deutsche wie Ausländer dazu, nur zwischen Guten und Bösen zu unterscheiden. Der Fall Gurlitt, der aus dem spektakulären Münchner Kunstfund erwachsen ist, zeigt, dass sich die Wahrheit nicht in Muster pressen lässt. Hildebrand Gurlitt war als Händler ein Verfechter der Moderne und ließ sich von den Nazis doch in die Aktion "entartete Kunst" einspannen. Er half ihnen dabei, diese von ihnen öffentlich verachtete Kunst zu Geld und damit dem Regime nutzbar zu machen. Er setzte sich über moralische Fundamente hinweg und rettete dadurch vermutlich sein Leben, denn er hatte jüdische Wurzeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte er nahtlos an seine frühere Tätigkeit an. Er nutzte die Kontakte, die er vor 1945 geknüpft hatte, und wäre womöglich einer der großen, hoch angesehenen Kunsthändler der Bundesrepublik Deutschland geworden, wenn er nicht 1956 bei einem Autounfall ums Leben gekommen wäre. Der Fall Gurlitt lehrt auch: Wir müssen behutsam über Geschichte urteilen.

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Telefon: (0211) 505-2621

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