Rheinische Post: Kommentar
Liebe Griechinnen, liebe Griechen
= Von Martin Kessler
Düsseldorf (ots)
Am Sonntag, den 25. Januar, steht die wichtigste Wahl für Europa in diesem Jahr an. Sie, liebe Griechinnen und Griechen, entscheiden über die Zukunft Ihres Landes. Ich weiß, dass es anmaßend ist, Ihnen als Fremder eine Wahlempfehlung zu geben. Das ist zunächst Ihre ureigene Entscheidung, frei und geheim. Trotzdem sind wir inzwischen eine europäische Familie. Von Ihrer Wahl hängt nicht nur das Schicksal Griechenlands, sondern auch die Zukunft Europas ab. Wird Ihr Land die Auflagen der Kreditgeber erfüllen oder nicht? Wird Griechenland im Euro bleiben oder nicht? Wird der griechische Staat seine Schulden bedienen oder nicht? Die Deutschen halten 65 Milliarden Euro der griechischen Kredite, also rund ein Fünftel. Das ist mehr als jedes andere Land. Wir haben ein Interesse, dass Sie die richtige Wahl treffen. Es geht auch um unsere Ersparnisse und auch die möglichen wirtschaftlichen Turbulenzen, die eine falsche Wahl auslösen könnte. Ministerpräsident Antonis Samaras und seine Koalition aus Konservativen und Pasok-Sozialisten haben nach einem harten Sparprogramm viel erreicht. Die Wirtschaft wächst zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder. Deshalb sollten die Parteien dieser Koalition für Sie die erste Wahl sein. Wer aber partout den Wechsel will und dafür sogar den Euro-Austritt riskiert, der sollte wenigstens Oppositionsführer Tsipras und sein Syriza-Bündnis wählen. Tsipras kann dann entscheiden, ob er die Griechen von der Notwendigkeit des bisherigen Kurses überzeugt oder ob er die Zahlungen einstellt und den Euro zur Disposition stellt. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass beides geht - Euro und Ende des Sparkurses. Und wählen Sie bitte nicht die Parteien des rechten oder linken Rands oder die Unentschlossenen. Das Schlimmste in der jetzigen Situation wäre ein Patt.
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