Rheinische Post: Kommentar: Merkel zeigt Rückgrat in der Flüchtlingsfrage
Düsseldorf (ots)
Eine Kanzlerin, die zehn Jahre ungefährdet im Amt ist, wirft so schnell nichts um. Den anschwellenden Widerstand in ihrer eigenen Partei gegen den Kurs in der Flüchtlingskrise federte sie im Vorfeld des Parteitags geschickt mit kleineren Zugeständnissen ab. In ihrer Rede - eine der besten, die sie je gehalten hat - legte sie einem Vermächtnis gleich ihre Sicht der Dinge überzeugend dar. Als Christin und verantwortungsvolle Politikerin kann sie Menschen in echter Not nicht abweisen, solange ihr Land über solche Ressourcen verfügt wie die Bundesrepublik. Das war schon stark. Da spricht jemand, der im Einklang mit sich selbst ist. Aber Merkel ist zu lange Machtpolitikerin, als dass sie nicht auch wüsste, wann sie dieses Land überfordert. Noch einmal eine Million Flüchtlinge ist politisch ohne große Verwerfungen nicht vorstellbar. Merkel hat ihr politisches Schicksal auf dem CDU-Parteitag abermals mit der Lösung der Flüchtlingsfrage verknüpft. Sie hat gute Argumente auf ihrer Seite: Humanität, die gute Wirtschaftslage, die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Jetzt muss es ihr gelingen, die Zahlen zu senken, ohne die Grenzen zu schließen oder eine humanitäre Katastrophe auszulösen. Schwierig, aber machbar.
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