Rheinische Post: Kommentar
Polonium-Putin
= Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Hat Russlands Präsident Wladimir Putin den Mord am Kreml-Gegner Alexander Litwinenko 2006 in Auftrag gegeben oder wenigstens gebilligt? Die britische Justiz ist nach mehrjährigen Untersuchungen überzeugt davon, dass der 43-Jährige in London mit radioaktivem Polonium vergiftet wurde, weil Putin - damals schon russischer Präsident - seinen Tod wünschte. Gerichtsfeste Beweise für eine Verwicklung Putins gibt es nicht, aber nach Auffassung der Ermittler spricht alles dafür. Zuzutrauen wäre der Polonium-Mord dem ehemaligen Geheimdienstler Putin. Er hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er Feinde Russlands (was wohl auch bedeutet: Kritiker seiner Person) nötigenfalls eliminieren lassen würde. Man mag den britischen Untersuchungsbericht daher als einen weiteren Beleg dafür nehmen, wie gefährlich Russlands Präsident ist. Die Regierung in London, die die Untersuchung gerne verhindert hätte, ist jetzt unter Zugzwang. Dabei weiß jeder: Die beiden Täter, die das Gift verabreichten, werden nie zur Rechenschaft gezogen werden. Nicht, solange Putin an der Macht ist.
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